
BERNHARD
Gitarre, Arrangeur, Mitsänger
„Are you ready Steve? Uh-huh. Andy? Yeah! Mick? Okay. Alright fellas, well let‘s go!!“
Ja, nach dieser Einstimmung der legendären The Sweet durch Sänger Brian Connolly, zum Schlagzeug-Rhythmus von Mick Tucker setzt das ultimative Gitarrenriff von Andy Scott ein, gefolgt vom einsetzenden Bass von Steve Priest. Da war‘s um mich geschehen.
Das war 1974, als ich das erste Mal den Song „Ballroom Blitz“ von The Sweet hörte. Auf einer sogenannten K-Tel-Platte. Eine Auswahl der Hits des Jahres 74.
Heute, bald 50 Jahre später packt mich der Song mit derselben Power des Rhythmus, des einschneidenden Gitarrenriffs und des coolen, lockeren bis zur Ekstase klingenden Gesangs.
Ich wollte Rockstar werden und genauso ein cooles Gitarrenriff spielen wie Andy Scott.
Ich zog die Plateaustiefel meiner Schwester an und hüpfte mit meinem besten Freund Rudi durch das Kinderzimmer zu den Klängen von The Sweet, Mott The Hoople, Slade und Alice Cooper.
Ein paar Jahre später spielte ich mit Rudi Gitarre, allerdings nicht mehr hüpfend, sondern sehr konzentriert auf den Plattenspieler hörend. Er hatte schon eine Fender Strat und ich klimperte noch auf meiner im Dorotheum erstandenen Konzertgitarre.
Nach meinen ersten kläglichen Versuchen, der Gitarre einen Ton zu entlocken, half mir eine Freundin meiner Schwester, dies doch zu erreichen. Sie war schon Profi und nach einer Zeit stellte sie fest, dass ich ja Linkshänder sei und warum ich denn nicht die Seiten umspanne. Danach sah meine Welt als kommender Rockstar schon viel besser aus.
Ein Jahr später, mit etwa 16 Jahren, ich nun ebenfalls stolzer Besitzer einer E-Gitarre, gründeten Rudi und ich mit einem Bassisten eine Band. Wir probten an den Wochenenden in einem Geschäftslokal und kamen dort auch nie auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Zumindest nicht gemeinsam.
Rudi ist heute ein genialer Gitarrist und spielt schon seit Jahrzehnten bei Bruji und bei Bališ.
Mein Weg zum Rockstar führte mich weiter zu diversen Bands, z. B. Texas Rose Café und die darauf folgenden Spooky Lee. Dort begegnete ich dem Bass spielenden, dem leidenschaftlich Whisky trinkenden und genialen Songschreiber Robert. Es sollte mehr als 30 Jahre dauern, bis wir CULTUS gründeten.
Baron Z, Baroque und zuletzt Bauchfleisch beehrte ich mit meinen links spielenden Rockriffs.
Die Riffs des Glam Rock verließ ich bald und erforschte im Laufe der Jahrzehnte die Weiten des Blues, Rock 'n' Roll, Country, Hard Rock, Folk und sämtlicher anderer Stilrichtungen.
Erstaunliche Hörbilder ermöglichen mir die Lieder und meisterhaft spielende Musiker*innen fremdanmutender Instrumente aus mediterranen, südamerikanischen, arabischen und fernöstlichen Kulturen.
Im Laufe der vielen verzerrten Gitarrenriffs verlor ich nie den Blick und das Spiel mit der Konzert- und Westerngitarre. Heute bin ich genau dort mit meiner Leidenschaft für die Klangwelten der akustischen Gitarre angekommen und vertiefe mich in die Unmöglichkeit, das perfekte Arrangement für unsere Songs zu finden. Der beste Weg, das Bestmögliche für eine Song zu erschaffen.
Ach ja... da wären noch meine unerreichbaren Idole und musikalischen Wegbereiter*innen, deren es unzählige gibt.
Um jedoch die Neugierde der verehrten Leser*innen nicht zu enttäuschen, seien hier einige besonders hervorstechende genannt:
Wie kann es anders für einen Gitarre spielenden Linkshänder sein –
Jimi Hendrix – von Gott geschaffen – wie Gott gespielt und von Gott viel zu früh abberufen.
Jim Morrison – der sensible Rebell, begnadeter Poet und bestsitzende Lederhose ever!
Janis Joplin – wer kennt nicht das markerschütternd gesungene „Come on“ in „Peace of My Heart“. Janis Joplin hatte keine Stimme – sie war Stimme!
Johnny Cash – er zeigte Generationen von Musikern, aus wie wenig man einen großartigen Song machen kann, solange das Herz dabei ist!
Neil Young – Es gibt kein Leben ohne „My my, hey hey – Rock 'n' Roll is here to stay“ ob mit E-Gitarre oder Akustik – ein Meilenstein in meinem Leben.
Wolfgang Ambros – wie armselig wäre die österreichische Seele ohne ihn und vor allem ohne seinem „Espresso“ – „Heit sitz i wieda im Espresso,
wie jedn Tag so um hoib via“!
Black Sabbath – über wie viele unzähliger Stunden von Trauer, Verzweiflung, Ausweglosigkeit hat mir Ozzys Stimme und Tony Iommis Riffs über die diversen Lebenskrisen geholfen. Ohne Euch Jungs wäre ich armselig!!