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ROBERT

Komponist, Texter, Sänger
 

Ihr müsst euch das so vorstellen:

Ein pubertierender Zwölfjähriger liegt mit geschlossenen Augen in seinem Zimmer auf seinem Sofa und hört zum ersten Mal in seinem kurzen Dasein eine Musik, die nicht dem elterlichen Radio oder Plattenspieler entspringt. Auf dem Plattenteller rotiert die Langspielplatte „Electric Warrior“ von der britischen Band T.Rex und im Kopfkino werden unendliche Türen aufgestoßen. Wir schreiben das Jahr 1972 und es ist für mich ganz klar, dass es ein Leben ohne „eigene“ Musik zu hören ab sofort für mich nicht mehr geben wird.

 

Ich habe mich mit großem Eifer und Bewunderung immer weiter in das Gesamtwerk von T.Rex vertieft und nach dem käuflichen Erwerb der Langspielplatte „The Slider“ war ich felsenfest davon überzeugt, selbst Gitarre und mindestens genauso gut wie Marc Bolan spielen zu müssen. 1973 lag dann eine einfache, aber wunderschöne Akustikgitarre unterm Weihnachtsbaum, auf der ich mich langsam an die notwendigsten Grundakkorde herantastete, ohne Noten lesen zu können, aber mit viel Bauchgefühl und Geduld. Als ich dann das erste Mal „Hot Love“ selbständig herunterschrammen und auch den Text halbwegs passabel und verständlich zum Besten geben konnte, waren meine Eltern und mein kleiner Bruder als mein erstes Publikum ziemlich beeindruckt.

 

Die Zeiten im Gymnasium wurden härter und auch mein musikalisches Grundverständnis lechzte mit fortschreitender Adoleszenz nach einer härteren Gangart. Black Sabbath traten schwarz und drohend in mein Leben und gaben mir das unbedingte Gefühl, endlich das gefunden zu haben, nach dem ich so lange gesucht hatte. Legendäre Stunden mit diesen sägenden Gitarrenriffs von Tony Iommi und der überirdischen Stimme von Ozzy Osbourne in den Kopfhörern haben mir die Nacht zum Tag gemacht. Und nur Geezer Butler war schuld, dass ich mir einen E-Bass von Ibanez zugelegt habe, um seine genialen Basslinien in den Songs „N.I.B.“ und „Behind the Wall of Sleep“ nachspielen zu können. Alleine die Langspielplatte „Master of Reality“ oder die später erschienene „Sabbath Bloody Sabbath“ waren für mich jede für sich ein musikalischer Höllenritt. Viele andere Bands haben mich in dieser Zeit ebenso beeindruckt: Deep Purple, Led Zeppelin, Uriah Heep, Nazareth, UFO, um nur einige zu nennen. Von all denen blieb etwas bei mir hängen, aber meine großen Vorbilder in diesem Genre bleiben auf ewig Black Sabbath.

 

Auch der Musik aus den amerikanischen Südstaaten habe ich in dieser Zeit herzhaft gefrönt, als Bassist der Gruppe Texas Rose Café, später umbenannt in Spooky Lee. Unsere Vorbilder: Lynyrd Skynyrd, Molly Hatchet, ZZ Top, Marshall Tucker Band und ähnliche Banditen entlang der Route 66. Ein paar legendäre Auftritte in Wiener Innenstadtlokalen und Jugendzentren waren unsere mörderische Ausbeute in dieser unglaublichen Zeit zwischen Selbstfindung, erstem Arbeitsplatz und Four Roses Kentucky Bourbon, Südstaatenflaggen im Publikum und ich den Ibanez-Bass lässig umgehängt wie eine russische Kalaschnikow.

 

Die Zeiten gingen unaufhaltsam ins Land, die Matura in der HTL Hochbau war geschafft und der Militärdienst in Zwölfaxing ein hinnehmbares neun Monate dauerndes Übel mit einem absoluten Besäufnis als Abschluss. Und wieder ging eine musikalische Tür für mich auf, diesmal eine doppelflügige. Dahinter standen Jethro Tull und ihr Mastermind Ian Anderson deutete mir huldvoll mit seiner unerreicht gespielten Querflöte, einzutreten in diesen musikalischen Kosmos aus irren Songstrukturen und surrealistischen Querflötensoli. Tja, Leute. Ich war beim alternativen Progressivrock angekommen und begann, von den Schotten alles aufzusaugen und zu sammeln, was ich in die Finger bekam. Ich habe alles Musikmaterial auf Langspielplatte und auf CD, einige doppelt und dreifach, zum Teil noch ungespielt und originalverpackt. Kleiner Auszug gefällig? Stand Up, Benefit, War Child, Living in the Past, Aqualung, Minstrel in the Gallery, Thick as a Brick, A Passion Play, Songs from the Wood, Heavy Horses, The Broadsword and the Beast, Stormwatch und, und, und … bis hin zu „Homo Erraticus“ von Ian Anderson aus 2014. Alles schimmernde, glänzende, ewige Musikperlen und live immer wieder mit großem Genuss erlebt.

 

Dass es selbstverständlich auch Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Ludwig Hirsch, Bob Dylan, Leonard Cohen, Nick Drake, Peter Gabriel oder die Fine Young Cannibals für mich gab, sei am Rande erwähnt. Ein bisschen was vom Reggae habe ich mir auch zugestanden, in erster Linie Bob Marley und Burning Spear. Das wurde mir aber bald zu sehr Schirmchengetränk-Mainstream und ich hab das Kapitel unter Aufzugsmusik abgelegt. Meine Zeit mit dem ersten und echten, einzigartigen Gangsta-Rap will ich euch nicht vorenthalten. So war es und es war schon sehr groß und gewaltig damals und ich steh dazu: N.W.A, Public Enemy, Ice Cube, Ice-T, viel Squash in ganz Öschiland und eine 500-Watt- Anlage von Sony im schwarzen Auto. Ray-Ban-Brille, Ludwig-Reiter-Schuhe hand made vom Wunderl in Sollenau und ein Armani-Sakko, Adrenalin pur bei 220 km/h in den lauen Nächten auf der Süd Richtung Kärnten und Public Enemy sangen „Fuck the Police“. Dass ich das alles überleben durfte, fühlt sich heute wie ein Wunder an. Dann kam die ganz große Zeit mit alternativem Crossover, in der ich auch heute noch ein wenig drinstecke. Mudvayne, Tool, Nine Inch Nails, Rage Against the Machine. Dann etwas dunkler, schwärzer wieder, elektronischer und nach wie vor gegenwärtig mit Spiritual Front, Dive, Covenant, Front Line Assembly, Woven Hand, Chelsea Wolfe, Assemblage 23, VNV Nation, Klinik, OM, Rome, Dead When I Found Her, Mentallo and the Fixer, Clan of Xymox, Anna von Hauswolff, Dead Can Dance, Diary of Dreams und immer wieder The Cure, aber auch die neueren Sachen von New Order.

 

Und so bin ich im Hier und Heute gelandet, mit den vielen genannten unfassbar guten musikalischen Begleiter*innen, die mir Gefühl und Rhythmus mit auf den Weg gaben und denen ich es zu verdanken habe, dass ich immer noch sehr, sehr gerne Musik mache. Meine eigene Musik mache. Einen sinnvollen Text zu konzipieren, ist ein erster Schritt, der Griff zur Gitarre und das Suchen darauf ein zweiter. Aber erst die Kombination beider Schritte vollenden den ganzen Tanzschritt, der Richtung und Rhythmus zeigt und in seinen Bann schlägt. Diesen gefühlvollen Tanzschritt versuchen Bernhard und ich seit gut einem Jahr hinzubekommen und ich kann euch sagen: wir werden immer besser darin. CULTUS freuen sich darauf, euch von den Brettern dieser Welt herunter willkommen zu heißen. Kommt zahlreich, kommt ahnungslos, kommt einfach.

 

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